25. Juni 2014

Mein größter Schatz!


Eigentlich ist das ja nicht meine Art, aber ich musste den letzten Eintrag einfach nochmal überarbeiten.

Es ist jetzt schon etwas mehr als ein Jahr vergangen seitdem ich mit Blume nach Wiesental gezogen bin.
Die längste Zeit die wir je zusammen an einem Ort verbracht haben seitdem wir ein Team sind.
Es hört sich seltsam an, doch es ist etwas Besonderes. Angesichts der unzähligen Beweggründe aus denen wir die verschiedenen Ställe, manchmal durchaus Fluchtartig, verlassen haben.
Ich hätte mir nie auch nur im Traum vorstellen können das es so lange gut geht!
Doch das Alles kommt nicht von ungefähr.
Der größte Verdienst dafür gebührt unserem Stallchef.
Ich weiß das er nicht so genannt werden will...aber nichts desto trotz ist er es einfach. ;)
Er ist mit sehr großem Abstand das Allerbeste was meinen Mädels, und vor allem auch mir, passieren konnte.
Ich weiß noch als wäre es gestern gewesen ( welch ein Satz! ;) ) wie ich ihn das erste Mal sah.
Grade am rumwerkeln beim Weidezaun mitsamt seinen zwei Hunden.
Wir selbst waren mit den Hunden spazieren und der eine oder andre dumme Spruch wechselte die Seiten. :)
Wie hätte ich auch ahnen können das ich knapp 4 Wochen später meinen größten Schatz diesem völlig Fremden anvertrauen würde?
Auf gänzlich offenem Terrain?
Wir hatten zwar schon Offenställe, aber immer mit großer, fester Scheune.
Es war ein riesen Schritt.
Doch wir mussten ihn gehen, denn Blumes Leben hing schlichtweg am seidenen Faden.
Die Diagnose der schweren Arthrose hing über uns wie ein Damokles Schwert und sie lief von Tag zu Tag schlechter.
Im April 2013 war es dann soweit.
Seitdem hat sich unendlich viel getan.
Blume hat sich unglaublich erholt.
Zwar ist sie mittlerweile in ihrer mehr als wohlverdienten Rente, doch sie läuft immer besser.
Sicherlich hat sie Schmerzen, das kann man nicht leugnen.
Und sicherlich hat sie auch Tage an denen man besser nicht zu genau hinsieht.
Doch man muss bedenken, sie ist 22 Jahre alt und hat davon praktisch 20 Jahre fast ohne Pause gearbeitet.
Wurde sicherlich auch viel verheizt...dennoch hat sie ihr Ganzes gegeben.
Das Wichtigste jedoch ist ihr ungebrochener Lebenswille!
Nun endlich darf sie das sein was sie ist...Pferd!
Sie ist launisch, zickig, hat ihre Eigenarten und wirklich jeden im Stall fest im Griff...besonders das menschliche Personal!
Speziell unser Chef ist ihr aus ganzem Herzen zugetan.
Er verbiegt sich wirklich unglaublich für die Oma und tut alles Mögliche und einiges Unmögliche um es ihr so angenehm wie möglich zu machen.
Und das obwohl er drei eigene Pferde hat.

Ich wünschte ich könnte auch nur annähernd das zurückzahlen, egal in welcher Art und Weise, was er meinen Mädchen und mir gibt!
Er ist ein einfach ein riesen Schatz und ein echter Hauptgewinn!
Auch das hört er nicht so gern.
Er sagt dann immer er sei auch schwierig und hätte seine Eigenarten.
Aber wer hat die nicht?
Machen diese nicht einen Menschen aus?
Hasst oder liebt man einen Menschen nicht gerade für diese Macken?
Es fällt mir wahrlich nicht leicht das zu schreiben...aber ich tue letzteres!
So wie er ist ist er für mein Gefühl perfekt.
Er treibt mich manchmal in Sekundenschnelle auf die Palme aber ebenso schafft er es wie kein anderer Mensch mich aus dem tiefsten Loch heraus zu holen.
Er selbst sagt immer er sei eher fürs Grobe, was durchaus stimmt...doch wer ihn mit den Pferden beobachtet weiß das es auch anders geht.
Ich bin sehr oft ungerecht, gemein und launisch ihm gegenüber und bereue dies immer wieder. Doch leider kann ich nur schwer aus meiner Haut.
Ich bin durch viele schlechte Erfahrungen so geworden wie ich bin und wünschte mir in den vergangenen Monaten unendlich oft das sich unsere Wege früher gekreuzt hätten.
Vielleicht wäre mein Bild von und meine Einstellung zu Männern dann anders.
Zumindest kann ich sagen das er bislang schon vieles daran hat ändern können.
Am Meisten schmerzt es mich das ich es einfach nicht schaffe ihn für einen Gefallen den er mir tut oder eine Überraschung die er mir macht einfach mal zu drücken.
Auch das ist etwas das ich selber früher nur selten erfahren habe, besonders von Männern.
Ich nehme es mir immer wieder vor...doch dann...wenn es soweit ist...bin ich wie versteinert, habe Angst das es nicht willkommen ist, unangenehm und ich ihn damit eher wegstoße als ihm eine Freude mache.
Verrückt...vielleicht...ja...aber nicht zu ändern.
Im Gegenzug dazu genieße ich es wenn er es tut umso mehr und fühle mich danach selber nur noch umso schlechter weil ich es nicht fertig bringe.
Etwas so selbstverständliches und eigentlich einfaches.
Statt dessen versuche ich wo ich kann zu helfen und ihm immer wieder mal eine Freude zu machen oder ihn zu überraschen.

Nach nunmehr fast 14 Monaten kann ich mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen.
Wir haben viele Gemeinsamkeiten, sind aber auch teilweise grundverschieden.
Dennoch versucht er für mich da zu sein wo es nur geht und ich ebenso für ihn.
Doch leider, wenn es zu nahe wird, zu eng, ziehe ich mich zurück und stoße ihn von mir.
Auch das ist etwas das für mich sehr schwer zu kontrollieren und für ihn noch schwerer zu verstehen ist.
Ich weiß sehr viel über ihn, er jedoch im Vergleich dazu nur wenig über mich.
Es fällt mir schwer mich einem andern Menschen gegenüber zu öffnen.
Ich weiß bei ihm könnte ich es...dennoch bereitet es mir unglaubliche Probleme.
Doch vielleicht...irgendwann...

All das ist ein kleiner Bruchteil dessen was mir immer wieder durch den Kopf geht.
Verstand, Herz und Bauchgefühl gehen bei mir schon immer getrennte Wege.
Und das was ich denke, fühle, tue und sage muss nicht immer das selbe sein.
Doch bei ihm bin ich mir sicher das es keinen ehrlicheren, offeneren und lieberen Menschen gibt.
Ich bin mir dessen bewusst das ich ihn schon mehr als einmal an den Rand der Verzweiflung getrieben habe, dennoch bewahrt er eine unglaubliche Ruhe und beweist ein schier unmenschliches Durchhaltevermögen wenn es darum geht meine Launen zu ertragen.
Auch das ist mit einer der wichtigsten Gründe das wir nun schon so lange an einem Ort sind.

Es ist mir schleierhaft wie die Frauen die in der Vergangenheit seinen Weg kreuzten, teilweise so abgrundtief bösartig und hinterhältig sein konnten?
Es gibt wahrlich mehr als genug Männer die ein solches Verhalten mehr als verdient hätten.
Er jedoch nun wirklich nicht.

Abschließend kann ich nur sagen das ich ihm für das was er ist und alles was er tut und seine ganze Art unendlich dankbar bin!
Ich werde weiterhin an mir arbeiten und vielleicht finde ich eines Tages den richtigen Moment ihm all das auf gebührende Art wieder zurück zu geben.

Bis dahin hab bitte noch etwas Geduld!
Außerdem kann ich so hoffen das Du mich weiterhin erträgst! ;)
Du bist mir der wichtigste Mensch auf der Welt und ich hoffe das das immer so bleiben wird!