17. August 2014

Das Ende einer Ära

Zwei Tage sind vergangen und es ist immer noch alles wie in Watte gepackt.
Das Leben scheint gleichgültig.
Es herrscht das Gefühl das man alles aus gewisser Entfernung betrachtet.
Gedämpft.
Ja sogar teilweise mit Abscheu.
Die Anwesenheit anderer Menschen wird gemieden.
Wenn man sich dazu entschließt dann sucht man sich diejenigen aus deren Nähe man möchte.

Zwei Tage ist es nun her und dennoch ist der Schmerz ungebrochen.
Es überfällt einen immer wieder.
Ohne Vorwarnung.
Überall.
Mancherorts kämpft man die Tränen zurück, andernorts lässt man sie zu.
Hemmungslos.

Zwei Tage.
Vor zwei Tagen musste ich die Liebe meines Lebens gehen lassen.
Sie riss eine gigantische Lücke in mein Leben die nichts und niemand jemals werden füllen können.
Sie nahm ein großes Stück meines Herzens mit sich und wird es für immer behalten.

Ich weiß es, doch ist die Tatsache das sie nicht mehr da ist, nie mehr da sein wird, noch nicht ganz durchgedrungen.
Das Herz sperrt sich mit allen Mitteln.

Wir hatten nur 8 Jahre zusammen.
Obwohl all das was wir in dieser Zeit erlebten für zwei Leben gereicht hätte.

Ich weiß noch sehr genau als ich sie das allererste Mal sah.
Doch das erste Treffen sollte noch nicht unser beider Schicksal besiegeln.
Dies tat erst ein Vorfall einige Monate später.
Eine Verknüpfung unglücklicher Umstände gepaart mit viel Übertreiberei.
Doch es sollte so sein.
Es war richtig so.
Es war gut so.
Es brachte uns zusammen.

Meine Erfahrungen mit Pferden waren praktisch gleich Null.
Und ihre Erfahrungen mit Menschen wurden durch viele sehr schlechte geprägt.
Sie wollte nichts mehr.
Weder nehmen noch geben.
Sie hatte mit der Welt abgeschlossen.
Verurteilt zu einem Leben in der Box ohne Koppelgang.
Maximal auf einen Auslauf den sie hasste!
Sie machte es mir nicht leicht, wahrlich nicht.
Doch ich gab nicht auf.
Und irgendwann gab sie, wohl auch sicherlich etwas zähneknirschend, nach.
Ließ mich ganz langsam ein Teil ihrer Welt werden.
Jeden Tag ein klein wenig mehr.

Ich habe in den letzten Jahren unendlich viele Fehler gemacht.
Doch man tut was man gelernt bekommt und
wenn man es nicht anders kennt, so denkt man es sei das Richtige.
Erst später macht man sich dann Vorwürfe.
Doch geschehen ist geschehen und aus Fehlern lernt man.
Zu meinem großen Glück war sie immer ehrlich und nie falsch.
Hat mich nie betrogen.
Ich habe unendlich viel von ihr gelernt!

Wir hatten eine sehr bewegte Zeit.
Mit sehr vielen Stallwechseln.
Doch was will man machen wenn die Stallbesitzer sich nicht an das halten was man vor Einzug abgemacht hat? Das Futter schimmelig oder viel zu wenig ist? Pferde zusammen gestellt werden die sich nicht vertragen oder die sogar die neue Stute angreifen, in die Enge treiben und es so zu einem schweren Unfall kommt? Hengste kommen ohne ausreichende Sicherung und man gefahr läuft das sie gedeckt wird?
Endlich, nach 7 Jahren hatten wir unser zu Hause gefunden.
Ihr zu Hause.
Nach 21 Jahren konnte sie endlich sesshaft werden.
In einer kleinen Herde auf unendlich schönem Grund.
Das dieses Glück jedoch nur von so kurzer Dauer sein würde hätte ich nie vermutet.

Tags zuvor noch locker über die Koppel galoppiert, trotz schwerer Arthrose.
Gefressen, geknuddelt, gezickt.
Dann: Nichts mehr...

Am nächsten Morgen lag sie und war nicht mehr zum Aufstehen zu bewegen.
Wir haben wirklich alles versucht.
Doch es war soweit.
Dies zu erkennen und diese Erkenntnis zuzulassen sind zwei verschiedene Vorgänge die einfach ihre Zeit brauchen.
Später denk man sich "ich wusste es doch schon vorher, warum hab ich es nicht schon früher beendet?".
Doch so einfach ist das nicht.

Ich habe schon so viele verloren.
Doch dies war mein erstes eigenes Pferd.
Die Bindung mit ihr war stärker als jede andere zuvor.
Man vertraut sich diesem Tier an, liefert sich ihm aus.
Und sie hat mich nie betrogen!
Sie hat alles getan.

Früher als bösartig verschrien können dies all jene die sie später kennen lernten nicht verstehen.
Ein Pferd auf das man ein kleines Kind, einen völlig unerfahrenen Reiter (der Pferde praktisch nur aus Büchern kennt) oder einen passionierten Profi setzen kann ist einfach unbezahlbar.
Unverstanden und ungeliebt wurde sie einfach als gefährlich abgestempelt.
Das dies nicht wahr gewesen ist hat sie immer wieder bewiesen.

Sie war eine unglaubliche Persönlichkeit mit einer unwahrscheinlichen Präsenz und wahrlich ein wunderschönes Pferd.
Manchmal sah ich sie an und verspürte einen tiefen Schmerz.
Es klingt vielleicht albern, aber sie war einfach so schön und ihre Ausstrahlung so gewaltig das es mich immer wieder schmerzte. Erst recht mit dem Wissen was ihr schon alles Schlechte widerfahren war.
Ich wusste der Tag würde irgendwann kommen und ich hatte immer Angst davor.
Große Angst.
Nun ist er da und sie war völlig berechtigt.
Ich weiß nicht wann es soweit besser wird das ich wieder "normal" leben kann.
Ich weiß nur es wird sehr lange dauern.
In solch einer Zeit ist es schön wenn man jemanden hat der für einen da ist.
Viele haben es angeboten und ich danke euch allen dafür!
Doch die größte Hilfe ist mir in dieser Zeit mein Stallchef und mein bester Freund.
Ich bin ihm so dankbar dafür.
Wie viel er mir damit hilft kann er sich gar nicht vorstellen.
Er hat in Blumes letzten Stunden alles gegeben und konnte dennoch nicht helfen.
Es sollte einfach nicht sein.


Du reißt eine Lücke die Nichts und Niemand je wieder füllen kann.
Du warst 8 Jahre lang nicht nur Teil, nein Du WARST mein Leben.
Ein großes Stück von mir starb mit Dir zusammen.
Nun läufst Du zusammen mit all jenen die dir voraus gingen auf der großen Koppel.
Und ich bin sicher das extra für Dich immer ein frischer Ballen Heu irgendwo steht.
Ich werde Dich niemals vergessen Mylady.
Warte auf mich dort oben, wir werden uns irgendwann Wiedersehen.








16. August 2014

Farewell my love!


Blume

31.3.1992 - 15.8.2014

12. August 2014

Oh Captain, mein Captain

Heute war ein schwarzer Tag!
Die Welt verlor heute einen wirklich einzigartigen Menschen.
Viele von uns begleitete er seit frühester Jugend.
Er schenkte uns unendlich viele Momente des Glücks, aber auch den einen oder anderen Augenblick der Traurigkeit.
Kaum ein anderer Mensch brachte so viele Andere so sehr zum Lachen...immer und immer wieder.
Ich selber hatte nie die Chance (und hätte diese wohl auch niemals bekommen) ihn persönlich kennen zu lernen. Ich hätte es so unglaublich gern. Ich muss gestehn ich beneide jene ein wenig die diese Gelegenheit hatten.
Sehr viel wurde heute über ihn geschrieben, doch einen der Nachrufe die mich persönlich am tiefsten bewegt haben möchte ich hier gerne wiedergeben:

"Lieber Robin,

danke für die erfüllte Kindheit voller Freude, Lachen, Hoffnungen und Träume.
Ich hoffe, Du bist Hinter dem Horizont sicher in Nimmerland gelandet und findest dort das, was Du im Leben vermisst hast.

Du warst stets ein Vorbild und eine Inspiration.
Du bist es noch immer.
Patch Adams hat mein Leben verändert, lange bevor YouTube es tat.
Und wenn Du irgendwo unterwegs Deine rote Nase verloren hast, dann bringe ich sie Dir eines Tages mit. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.

Nanu, nanu,
Erik"

Er spricht mir aus tiefster Seele!

Dieser Tag war für viele von uns ein schwarzer Tag.
Für alle die einen Helden verloren.
Was dies jedoch für seine Familie und Freunde bedeutet wage ich mir nicht vorzustellen.
Ich selbst kämpfte heute mehrfach mit den Tränen und verlor jedes Mal erneut.
Ich schäme mich dessen nicht, denn auch wenn ich ihn nicht kannte, so war er doch in gewisser Weise ein Teil meines Lebens. Ein Teil meiner Kindheit, meiner Jugend.
Wenn die Helden der Kindheit sterben merkt man selbst das man Erwachsen geworden ist.

Oh Captain, mein Captain!
Ich wünsche Dir nur das Allerbeste und auf das Du all jene wieder triffst die Du selbst so schmerzlich vermisst hast! Lass sie dort wo Du nun bist ebenso lachen wie uns hier!
Wir werden Dich niemals vergessen!

Peter Pan ist tot!
Es lebe Peter Pan!

R.I.P.

Robin Williams
1951 - 2014